Um 9 Uhr trafen wir Jugendlichen uns im Feuerwehrgerätehaus. Die Themen des kompletten Tages waren die Vorbereitungen für die Jugendflamme Stufe I und II sowie zwei Knobelaufgaben der Landesfeuerwehrschule. Gleich nach dem Antreten wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. In der ersten Gruppe waren diejenigen, die die Jugendflamme I schon besitzen und somit die Jugendflamme II erwerben wollen. Die zweite Gruppe bestand aus den restlichen Jugendlichen, die noch keine Jugendflamme besitzen.
Die Jugendflamme ist ein Leistungsnachweis der Jugendfeuerwehr und ist mit dem Leistungsabzeichen (LAZ) der Einsatzabteilung zu vergleichen. Genau wie beim LAZ gibt es bei der Jugendflamme drei Stufen die erreicht werden können. Begonnen wird mit der 1. Stufe (Jugendflamme I). Sie ist die Voraussetzung für die Jugendflamme II.
Gruppe Jugendflamme I:
Klein angefangen wurde in der Gruppe der Jugendflamme I. Begonnen wurde mit dem Thema Notruf. Dabei lernten wir, wie ein Notruf in der richtigen Reihenfolge der W-Fragen abgesetzt wird. Nach dieser wichtigen Grundlage, kam es zu einem Praktischen Teil. Jetzt wurde das richtige ausrollen eines Feuerwehrschlauches geübt. Das ist gar nicht so einfach wie es aussieht. Gleichzeitig konnte auch das aufrollen der Feuerwehrschläuche geübt werden. Schon bei der nächsten Löschangriff Übung kann das neu erlernte Können unter Beweis gestellt werden. Auch ein wichtiger Punkt für die Jugendflamme I ist das Finden eines Hydranten. Ein weißes Schild mit roter Umrandung weist darauf hin, wo sich der Hydrant befindet. Die Zahlen, die sich auf der linken oder rechten Seite des Schildes befinden, zeigen die Meter an und in welcher Richtung des Schildes gesucht werden muss. Die Zahl, die unten mittig steht, bedeutet, wie viele Meter sich der Hydrant vor oder hinter dem Schild befindet.
Beispiel:
H 300
1,1 ǀ
8,4
Das „H“ steht für Hydrant. Die „300“ bedeutet, dass die Wasserleitung einen Innendurchmesser von 300 mm hat. Da die „1,1“ auf der linken Seite des Striches steht, ist der Hydrant vom Schild aus gesehen auf der linken Seite nach 1,1 Metern zu finden. Nach diesen 1,1 Metern müssen „8,4“ Meter nach vorne gegangen werden, in Richtung andere Straßenseite.
Zum Schluss wurden noch die Knoten gelernt. Bei Knoten wird zwischen legen und stechen unterschieden. Die ersten Knoten die einige gelegt und gestochen hatten waren die Doppelschlinge und der Mastwurf. Weiter ging es mit dem einfachen achter Knoten. Nachdem jeder den einfachen achter Knoten konnte, wurde der doppelte achter Knoten ausprobiert. Zum Schluss kam noch der Zimmermannsknoten dran. Bei der Abnahme müssen wir drei von diesen fünf Knoten können.
Gruppe Jugendflamme II:
In der Gruppe Jugendflamme II wurde mit dem Thema Fahrzeugkunde begonnen. Da bei der geplanten Abnahme im Kreiszeltlager ein LF 16/12 oder ein LF 16 zur Verfügung stehen wird, wurde die Fahrzeugkunde an unserm Löschgruppenfahrzeug (LF) 16/12 durchgeführt. Dabei bekamen wir 10 Minuten Zeit, um uns den kompletten Inhalt des Fahrzeuges genauer an zu schauen. Nachdem die Zeit um war, wurden alle Tore der Geräteräume geschlossen und traten nochmals an. Jeder bekam einen anderen Buchstaben zu geteilt und musste dann ein Gerät aus dem Fahrzeug benennen. Beispielsweise wurde einem Jugendlichen der Buchstabe „B“ zugeteilt. Dieser antwortete dann mit dem Gerät „B-Feuerwehrschlauch“. Nachdem die Ausbilder bestätigten, dass es dieses Teil auf dem Fahrzeug gibt, musste der B-Feuerwehrschlauch aus dem Fahrzeug geholt werden. Danach musste das Teil der kompletten Gruppe erklärt werden, wofür es benötigt wird. Hier wäre jetzt die Antwort „für die Wasserbeförderung“ richtig gewesen. Nach dem diese Aufgabe fünf Mal widerholt wurde mit jeweils anderen Buchstaben, wurde das nächste Thema in Angriff genommen. Jetzt wurde das richtige Absichern einer Unfallstelle geprobt. Als erstes bekamen wir in der Theorie erklärt, wie eine Unfallstelle richtig auf einer Straße abgesichert wird. Dazu werden Pylonen und Faltsignale mit Warnleuchten in bestimmten Abständen aufgestellt. Um diese Aufgabe gut zu üben, fuhren wir mit dem Kleineinsatzfahrzeug (Kef) in die Straße „Im Überrück“. Diese ist lang und Verkehrsberuhig –kurz gesagt, ideal um eine Straßensperrung zu üben. 50 Meter vor und hinter dem Kef wurden die Pylonen so aufgestellt, dass die Autofahrer auf die Gegenspur geleitet werden. In einer Entfernung von etwa 100 Metern des Kef’s wurden die Faltsignale mit Warnleuchten aufgestellt, um die Verkehrsteilnehmer vor geänderter Verkehrsführung zu warnen. Nach dem alle Pylonen richtig standen, sahen wir, dass wir unsere Straßensperrung richtig aufgebaut hatten. Denn ein Autofahrer fuhr wie aus Zufall kurz vor dem Abbau die Straßensperrung entlang. Nach dem Aufräumen der Straßenabsicherung fuhren wir wieder zur Wache zurück und übten die Knoten.
Jetzt hieß es für beide Gruppen alles aufräumen. Denn das Mittagessen war fertig. Schnell wurden Teller und Besteck gedeckt, bevor die leckeren roten Würste und das Fleisch mit Brötchen und Kartoffelsalat verspeist wurden. Jeder genoss das leckere Essen und die wohl verdiente Pause vor dem zweiten Teil des Tages. Nach der Pause trafen wir uns wieder in der Fahrzeughalle zum Antreten. Wie am Morgen auch, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einzige Unterschied war nur, dass die Gruppen neu gemischt wurden. Die neue Aufgabe war, Knobelaufgaben nur mit Hilfe der Materialien aus den beiden Löschfahrzeugen zu lösen.
Knobelaufgabe Schaukel bauen:
Für diese Knobelaufgabe bekamen wir das Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) zur Verfügung gestellt. Da wir auf jeden Fall eine Leiter für diese Aufgabe benötigten, holte der Maschinist die Steckleiter vom Fahrzeugdach. Jetzt galt es, mit Hilfe der vier Leiterteile und den Geräten des HLF’s eine Schaukel zu bauen, die am Ende einen Ausbilder aushalten muss. Gemeinsam im Team wurden Geräte überlegt, mit denen eine Person am Ende schaukeln kann. Sehr viele Ideen konnten dann leider nicht verwirklicht werden, da sie für die große Last nicht vorgesehen sind.
Die erste Gruppe an dieser Station baute aus zwei Steckleiterteile und einem Steckverbinder den ersten Teil der Schaukel. Nach langem Versuchen die zwei anderen Steckleiterteile mit dem Anfangsstück der Steckleiter mit Knoten zu verbinden scheiterte. Dafür probierten wir es mit einer sogenannten Rettungsplattform. Diese bauten wir als zweites Seitenteil unserer selbst gebastelten Schaukel auf. Die Verbindung der Plattform und der Leiter erfolgte über ein drittes Steckleiterteil. Die Leiter wurde mit vielen Mastwürfen gesichert. Ein B-Schlauch war der Sitz und das Seil zu gleich. Jetzt wurde die erste Sitzprobe unternommen. Unser leichtester Jugendlicher aus der Gruppe testete, ob die Schaukel hält. Nach großer Anspannung und bestandenem Funktionstest, trauten sich auch unsere Ausbilder die Schaukel zu testen. Am Ende hatten sowohl Ausbilder als auch wir Jugendliche unseren Spaß zu schaukeln. Damit beide Gruppen die Stationen tauschen konnten, musste die Schaukel wieder abgebaut werden. Damit die zweite Gruppe das Ergebnis nicht sehen konnte, wurden alle Teile bis auf die Leiter im Fahrzeug wieder aufgeräumt.
Nach dem Stationstausch der beiden Gruppen, galt es für die zweite Gruppe die Schaukel aufzubauen. Diese Gruppe nahm jeweils zwei Leiterteile für die Seiten und befestigte die Leiterteile mit der Steckverbindung. Dass die Schaukel auch hält, wurde diese an jeder Seite mit Hilfe von Knoten an einer Haspel als Gegengewicht befestigt. Ein Spine Board (Trage für verletzte Personen) diente dem Sitz. Die Verbindung des Sitzes und dem Grundgerüst erfolgte über eine Feuerwehrarbeitsleine. Auch diese Konstruktion hielt Jugendliche und Ausbilder aus.
Knobelaufgabe Ei unbeschädigt retten:
Ein mit Luft gefüllter Feuerwehrschlauch wurde an den Kupplungen zusammen gekuppelt und stellte einen Zugefrorenen Teich dar. In der Mitte des „Teiches“ befand sich ein Ei in einem Eierbecher. Hier war die Schwierigkeit, dass das Ei nicht mit den Händen angefasst werden darf. Auch der „Teich“ durfte nicht betreten werden. Die Übung muss von vorne beginnt werden, wenn einer den Teich berührt oder das Ei zerstört. An dieser Station mussten die Materialien aus dem LF genommen werden.
Nach Ausgiebiger Erkundungstour des Löschgruppenfahrzeuges, entschied sich die erste Gruppe für Rüsthölzer und eine Steckleiter, um in die Mitte des Teiches zu gelangen, ohne den Boden zu berühren. Die Rüsthölzer wurden parallel an die Enden des Teiches gelegt. Auf die Rüsthölzer wurde die 4-teilige Steckleiter gelegt. Nun konnte der Teich problemlos, ohne den Boden berührt zu haben überquert werden. Das nächste Problem war nur, wie das Ei gerettet werden kann. Ausgerüstet mit Hanf im C-Hohlstrahlrohr und Schachthaken wurde zu zweit das Ei gerettet.
Die zweite Gruppe wählte einen deutlich riskanteren Weg als die Erste Gruppe. Auch die zweite Gruppe stellte eine Verbindung mit Rüsthölzern und einer 4-teiligen Steckleiter her. Für die Ei-Rettung wurde der Werkzeugkoffer geöffnet. Glücklicherweise wurde nicht der erste Vorschlag für die Rettung wahrgenommen. Mit einer Rohrzange wäre das Ei doch recht schnell kaputt gegangen. Doch dann kam die Gruppe auf den Gedanken zwei Übergangsstücke zu benutzen. Das Übergangsstück von C auf D wurde mit Panzertape zugeklebt, damit das Ei festkleben soll. Um einen sicheren Halt gewährleisten zu können, wurde ein Übergangsstück von B auf C in die Mitte des Teiches gleich mitgenommen. Der Plan ging tatsächlich auf. Das Ei klebte am Panzertape. Schnell wurde das größere Übergangsstück über das Ei gehalten. Jetzt musste das Ei nur noch sicher an Land kommen. Das Ei konnte unversehrt am Leiterende in Empfang genommen werden.
Nach einem langen, aber sehr informativen Tag, konnten die Übungen pünktlich um 16 Uhr beendet werden. Mit sehr viel neuerlerntem Wissen und dem nicht zu kurz kommenden Spaßes, gingen wir nach Hause.
Text: Melanie - Jugendfeuerwehr